Echter Eibisch (Althaea officinalis)

Der Eibisch ist ein mehrjähriges Malvengewächs, das in ganz Europa, Asien und Amerika verbreitet ist, bei uns aber meist angebaut wird. Der englische Name "marsh mallow" deutet darauf hin, dass er gerne auf salzreichen, feuchten Böden wächst. Der Eibisch wird aufgrund der samtigen Blätter auch "Sammetpappel" genannt und ist eine uralte Heilpflanze. Er wurde bereits in der Antike als Hustenmittel verwendet und findet sich in der Landgüter-Verordnung von Karl dem Grossen (800 n.Chr.).
Vom Eibisch verwendet man vor allem die Wurzeln, aber auch aus den samtigen Blättern und den Blüten können Heiltees zubereitet werden. Die Wurzeln enthalten sehr viele Schleimstoffe, die Blätter und Blüten etwas weniger. Zubereitungen daraus wirken reizmildernd bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum sowie bei trockenem Reizhusten.

Eibisch

1. Botanik | 2. Heilpflanze | 3. Wissenswertes

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1. Eibisch als Pflanze (Botanik)

1.1. Familie

Malvengewächse (Malvaceae)

1.2. Weitere Namen

Altee, Isbisca (althochdeutsch), Ispe, Ibisch (Schweiz), weisse Pappel, Sammetpappel, marsh mallow (englisch: "Salzwiesen-Malve"

1.3. Merkmale

  • Lebenszyklus: Der Eibisch ist eine mehrjährige STaude, die 0,6 bis 1,5 m hoch wächst.
  • Vorkommen und Verbreitung: Der Ursprung ist im östlichen Mittelmeergebiet. Heute ist der Eibisch in ganz Europa, Asien und Amerika verbreitet. Er wächst gelegentlich wild auf salzreichen, feuchten Böden, wird bei uns aber meist kultiviert.
  • Stängel und Blätter: Stängel und Blätter sind dicht samtig behaart. Die Blätter stehen wechselständig am innen hohlen Stängel. Sie sind weich, graugrün, unregelmässig gezähnt, im oberen Stängelbereich herzförmig, im unteren Stängelbereich 3–5-lappig geteilt.
  • Blüten: Die Blüten stehen zu mehreren in den Blattachseln und werden 3,5 bis 5 cm gross. Die fünf weiss bis rosa gefärbten Blütenblätter umgeben eine 1 cm lange, violett gefärbte Röhre aus verwachsenen Staubblättern. Blütezeit ist Juli bis September.
  • Wurzel: Kurzes Rhizom mit bis zu 50 cm langen, 1-2 cm dicken Wurzeln.
Eibisch
Eibisch Blütentrieb
Eibisch Blüte
Eibisch Blüte
Eibisch
Eibisch Blütentrieb

1.4. Anbau im Garten

  • Der Eibisch braucht viel Sonne und Platz, liebt einen feuchten Boden und Mineralstoffgaben. Tipp: Im Sommer einige Male Salzkartoffelwasser ins Giesswasser geben.
  • Die Vermehrung erfolgt am einfachsten durch Wurzelstücke: Beim Ausgraben der Wurzeln im Spätherbst (s. Ernte) können die neuen Austriebe mit einem scharfen Messer vom Wurzelstock abgetrennt und für die Bewurzelung in Erde gesteckt werden.
  • Eine Vermehrung durch Aussaat ist möglich: Im Spätsommer in Töpfe oder ab April direkt ins Freiland

1.5. Ernte

  • Die Wurzeln werden im Spätherbst ausgegraben, gewaschen und gut gereinigt. Sie können geschält oder ungeschält weiter verarbeitet werden. Sie werden in schmale Scheiben resp. kaffeebohnengrosse Stücke geschnitten und rasch bei 40 °C getrocknet. Die Trocknung muss künstlich erfolgen, da die Wurzeln sonst zu schimmeln beginnen. Idealerweise werden die Wurzelscheiben im Trocknungsgerät getrocknet, alternativ kann der Backofen eingesetzt werden (bei tiefster Temperatur, die Türe sollte einen Spalt breit offen bleiben).
  • Blätter: Die Ernte erfolgt kurz vor der Blüte, im Mai bis Juni. Es sollten nur ganz gesunde Blätter geerntet werden, die keine roten Flecken (Malvenrost) oder kleinen Löcher aufweisen. Die Blätter und Blüten werden einzeln ausgebreitet und rasch an der Wärme im Schatten getrocknet.
  • Blüten: Die Ernte erfolgt kurz nach dem vollen Aufblühen im Juli. Die Trocknung erfolgt gleich wie die Blätter.
Wurzelstock Eibisch
Ausgegrabener Wurzelstock
Wurzelstock Eibisch mit Austrieben
Wurzelstock gewaschen, mit Austrieben (im Dezember)
Wurzelstecklinge Eibisch
Wurzelstecklinge für die Vermehrung des Eibisch
Eibischwurzel Binokular
Frische Eibischwurzel unter dem Binokular

2. Eibisch als Heilpflanze

2.1. Verwendete Pflanzenteile

  • Wurzeln (Althaeae radix): Die Wurzeln schmecken süsslich und verströmen einen eigenartigen Geruch.
  • Blätter (Althaeae folium)
  • Blüten (keine Monografie vorhanden)

2.2. Inhaltsstoffe (Hauptwirkstoffe)

  • Schleimstoffe (saure Polysaccharide, Stärke, Pektine): 10–20 % Schleimstoffe in den Wurzeln, 5–10 % in den Blättern und Blüten
  • Wenig ätherisches Öl und Flavonoide in den Blättern

2.3. Heilwirkungen

  • Eibisch ist eine bewährte und eine der wichtigsten Schleimstoffdrogen: Der Eibischschleim bildet auf entzündeten und damit reizempfindlichen Schleimhäuten eine schützende Schicht, welche die Reize fern hält und so auch den Hustenreiz hemmt.
  • Es konnte auch nachgewiesen werden, dass die Eibischwirkstoffe auch in die Schleimhautzellen aufgenommen werden und diese positiv beeinflussen.

2.4. Anwendungsgebiete (Indikationen)

Anerkannte medizinische Anwendungen (Monografien):

  • Kommission E, ESCOP-Monografie: Entzündungen im Mund- und Rachenraum, trockener Reizhusten. Leichte Entzündung der Magenschleimhaut
  • WHO-Monografie (zusätzlich): erweichendes Mittel für Wunden und trockene Haut

2.5. Nebenwirkungen, Wechselwirkungen, Gegenanzeigen

  • Keine Nebenwirkungen, keine Gegenanzeigen
  • Wechselwirkungen: Wenn gleichzeitig andere Medikamente eingenommen werden, kann deren Resorption verzögert werden.
Wurzeln Eibisch
Wurzeln gewaschen (oben) und geschält (unten)
getrocknete Wurzeln Eibisch
Getrocknete Wurzelstücke, geschält (links) und ungeschält (rechts)
Blätter und Blüten getrocknet
Blätter und Blüten von Eibisch, getrocknet (unten)

2.6. Anwendungen, Zubereitung, Dosierung

Teezubereitung:

  • Tee aus den Wurzeln als Kaltauszug (Mazerat): ca. 2 g Wurzeln mit 150 ml kaltem Wasser übergiessen, unter Rühren 1–2 Stunden stehen lassen. Dann abseihen und erwärmen. Mehrmals täglich eine Tasse des frisch zu-bereiteten, warmen Tees schluckweise trinken.
    Hinweis: Die Schleimstoffe sind im kalten Wasser gut löslich. Beim Erhitzen würde auch die Stärke herausgelöst, die zu einer unerwünschten Trübung und Eindickung des Tees führen würde. Bei Kaltauszügen muss allerdings darauf geachtet werden, dass es zu keiner Verkeimung kommt.
  • Tee aus Blättern und Blüten als Heissaufguss (Infus): 2 TL mit einer Tasse heissem Wasser übergiessen, 10 Min. ziehen lassen, abseihen.
    Hinweis: Die Blätter enthalten weniger Stärke, deshalb können sie heiss zubereitet werden.

Der Eibischtee kann wie folgt verwendet werden:

  • Bei Magenentzündung ungesüsst trinken.
  • Bei Entzündungen im Mund-Rachenraum zum Gurgeln verwenden.
  • Bei Wunden für Umschläge verwenden.
  • Bei Husten mit Honig süssen (Diabetiker: nicht süssen) oder Eibischsirup trinken.

Eibischsirup:

  • 20 g frische Eibischwurzeln (gewaschen, geschält, in kleine Stücke geschnitten) mit einer Mischung aus 10 ml Wodka und 450 ml Wasser übergiessen, über Nacht stehen lassen, gelegentlich schütteln.
  • Abfiltrieren, mit 600 g Zucker aufkochen, noch heiss in Flaschen abfüllen, gut verschliessen.

3. Geschichten, Wissenswertes

3.1. Geschichte

  • Der Eibisch ist ein uraltes Heilkraut. Die Neanderthaler bestatteten ihre Toten mit Grabbeigaben, zu denen auch der Eibisch gehörte (neben Schafgarbe, Kreuzkraut, Traubenhyazinthe, Tausendgüldenkraut und Meerträubchen).
  • Bereits in der Antike wurde der Eibisch als Hustenmittel verwendet und mit süssem Wein gemischt. Dioskorides (1. Jh. n. Chr.) empfahl ihn gegen Nieren- und Magenleiden und sogar als Schutz gegen den Biss gefährlicher Tiere.
  • Karl der Grosse befahl 800 n. Chr. in seiner Landgüterverordnung (Capitulare de villis vel curtis imperialibus), den Eibisch in allen Landgütern seines grossen Reichs anzubauen (s. Karlsgarten).
  • Im Mittelalter wurde der Eibisch auch in Kloster- und Bauerngärten kultiviert.

3.2. Wissenswertes

Die zu Pulver zerriebene Wurzel verarbeitete man früher zu weichen Pastillen, die bei Halsentzündungen und Husten genommen wurden. Sie sind Vorläufer der Marshmallows. Die heute im Laden erhältlichen Marshmallows enthalten allerdings kaum mehr Eibisch-Kräuterauszüge. Sie können mit Eibisch-Wurzelpulver aber auch selbst hergestellt werden.

Eibischwurzel-Sirup
Eibischwurzel-Sirup