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Gartenthymian (Thymus vulgaris)

Der Gartenthymian ist ein kleiner Halbstrauch aus dem Mittelmeergebiet, dessen Heilkräfte bereits im Altertum genutzt wurden. Heute noch ist er eine der wichtigsten Heilpflanzen bei Husten und Entzündungen der Atemwege. Als Tee getrunken oder in Form von Brustwickeln und Dampfbädern wird er erfolgreich bei Husten, Erkältung, Bronchitis, Keuchhusten oder bei Rachen- und Mandelentzündungen eingesetzt. Das ätherische Thymianöl wirkt stark desinfizierend, auswurfsfördernd, krampflösend und schmerzlindernd. Auch die verschiedenen einheimischen Thymian-Arten (u.a. Quendel) sind heilkräftig. Mit ihrem angenehm würzigen Aroma werden sie ausserdem – wie der Gartenthymian und seine vielfältigen Zuchtformen – als Würzkraut sehr geschätzt.

Gartenthymian blühend

1. Botanik | 2. Heilpflanze | 3. Nachweismethoden | 4. Wissenswertes

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1. Thymian als Pflanze (Botanik)

1.1. Familie

Lippenblütler (Lamiaceae)

1.2. Weitere Namen

  • Gewürz-Thymian, echter Thymian
  • Volkstümliche Namen: Bergminze, Bienenkraut, Herrgottskraut, Wurstkraut, Immenkraut, Römischer Quendel, Welscher Quendel

1.3. Merkmale

  • Lebenszyklus: Der Gartenthymian (Thymus vulgaris) ist ein kleiner Halbstrauch, der unten verholzt ist. Er wird 10–30 cm hoch.
  • Vorkommen und Verbreitung: Der Gartenthymian stammt ursprünglich aus dem westlichen Mittelmeerraum. Sein natürlicher Standort sind Felsenheiden und immergrüne Buschwälder. Er wird aber seit langem in Gärten angebaut und ist in verschiedenen Regionen ausgewildert.
  • Stängel und Blätter: Die Zweige sind niederliegend oder aufsteigend, vierkantig und weisslich behaart. Die Blätter sind kreuzgegenständig, lanzettlich bis lineal, 4–9 mm lang und 3 mm breit. Sie sind am Rande nach unten gerollt, unterseits dicht weissfilzig behaart und oberseits graugrün.
  • Blüte: Die Blüten sind 4–6 mm gross und stehen in einem kurzen, ährigen Blütenstand, die untersten Blütenquirle sind oft etwas abgerückt. Die fünf lila bis rosa gefärbten Kronblätter sind zu einer zweilippigen Krone verwachsen. Blütezeit ist Mai bis September.
  • Frucht: Kugelförmige Nussfrüchte.
Gartenthymian Blütenstand
Thymus vulgaris, Blütenstand
Gartenthymian, Stängel mit Blatt unter dem Binokular
Thymus vulgaris, Stängel mit Blatt unter dem Binokular
Stiefmütterchen Samen
Thymus vulgaris, Blatt-Rückseite unter dem Binokular

1.4. Verwandte Arten und Sorten

Thymian ist eine sehr formenreiche Gattung, mit über 300 Arten und Unterarten. In Gärtnereien finden sich viele weitere Züchtungen und Sorten, mit vielfältigen Duftvariationen.

Die bei uns heimischen Thymian-Arten werden von verschiedenen Autoren nicht immer gleich eingeteilt. Manche werden auch nur als Unter- oder Kleinarten eingestuft. Aufgrund ihres Erscheinungsbildes werden in der Regel die folgenden Arten unterschieden:

  • Feld-Thymian, Arznei-Thymian, Quendel (Thymus pulegioides): Er kommt bei uns verbreitet auf mageren Wiesen und Weiden vor. Er wird schon seit germanischen Zeiten als Heilpflanze verwendet. Manche Autoren bezeichnen ihn als Kleinart der Artengruppe Thymus serpyllum. Der Feld-Thymian wächst 8–30 cm hoch, buschig und ohne kriechende sterile Triebe. Die Stängel sind unter dem Blütenstand scharf 4-kantig, im Querschnitt rechteckig und nur an den Kanten dicht behaart. Die Blätter sind dünn und 2–3 mal so lang wie breit, meist kahl, gelegentlich bewimpert. Der Blütenstand ist meist zylindrisch, meist befinden sich weitere Quirle darunter. Blütezeit ist Juni bis September. Vom Feld-Thymian gibt es mehrere Unterarten, die würzig oder nach Zitrone duften. Die Früchtchen tragen nahrhafte Ölkörper und werden von Ameisen in ihre Bauten geschleppt.
  • Sand-Thymian, Quendel (Thymus serpyllum): Er ist bei uns ziemlich selten. Er wächst auf Sandfluren, in lichten Wäldern, an Wegrändern und ist kalkmeidend. Er wird wächst nur 2–10 hoch, mit lang kriechenden, nur schwach verholzten Stängeln und kurzen, aufrechten Seitentrieben. Die Stängel unter dem Blütenstand sind stumpf 4-kantig bis rundlich, ringsum behaart oder nur auf zwei gegenüberliegenden Seiten behaart (Lupe). Die Blätter sind derb, 1–3 mm breit und bis 10 mm lang. Unter dem zylinderförmigen Blütenstand befinden sich meist keine weiteren Quirle. Der Sandthymian blüht von Mai bis September.
  • Kaskadenförmiger Thymian (Thymus longicaulis ssp. odoratus): Er wächst relativ schnell, wird etwa 15–25 cm hoch und bildet lange Triebe von etwa 40 cm Länge, die an Trockenmauern oder in Kübeln dekorativ herabhängen. Die Triebe sind fast rund und enden in blühenden Sprossen. Die Blätter sind etwa 5mal so lang wie breit und am Blattrand behaart. Er eignet sich besonders gut für die Verwendung in der Küche. Aufgrund seines Geschmacks wird er auch "Steinpilz-Thymian" genannt. Er ist etwas weniger frosthart als die anderen wilden Thymianarten, bei -15 °C kann er erfrieren .
  • Frühblühender Thymian (Thymus praecox): Er wächst auf Felsensteppen und in Föhrenwäldern und wird 3–10 cm hoch. Der Stängel ist niederliegend-kriechend und endet in einem sterilen Ausläufer. Der Stängel der blühenden Triebe ist rund und auf der ganzen Länge gleichmässig behaart. Die Blätter sind 1–2mal so lang wie breit, gestielt und oberseits kahl, glänzend. Sie werden an den blühenden Trieben nach unten kleiner.
Thymus serpyllum und Thymus pulegioides
Thymus pulegioides (links) und Thymus serpyllum (rechts)
Thymus pulegioides, Stängel mit Blättern
Thymus pulegioides, Stängel an den 4 Kanten behaart
Thymus serpyllum, Stängel rundlich
Thymus serpyllum, Stängel rundlich
Thymus longicaulis, Blätter am Rand behaart
Thymus longicaulis, Blätter nur am Rand behaart

Vom Garten-Thymian (Thymus vulgaris) gibt es viele Sorten, teilweise mit dekorativ gefärbtem Blattwerk. Für die Küche und für Heilzwecke sind jedoch eher die grünblättrigen Sorten zu empfehlen:

  • Zwergthymian (Thymus vulgaris 'Compactus'): Er wächst buschig und kompakt.
  • Zitronenthymian (Thymus x citriodorus): Es handelt sich um eine Kreuzung aus dem Echten Thymian und dem Quendel, die neben dem typischen Thymiangeschmack noch eine zitronige Note aufweist. Deshalb nutzt man ihn in der Küche gerne für Fischgerichte und Erfrischungsgetränke. Er ist nicht ganz so winterhart wie andere Thymian-Arten. Vom Zitronen-Thymian gibt es auch bunte Sorten.

Neben dem Garten-Thymian gibt es eine Reihe weiterer Thymian-Arten, die medizinisch oder in der Küche verwendet werden, z.B.:

Spanischer Thymian (Thymus zygis): Er wird medizinisch gleich wie der Garten-Thymian verwendet und wird oft im kommerziellen Anbau eingesetzt. Er eignet sich besonders gut zum Trocknen. Er ist silbergrau, gedrungen, mit viel Aroma.

Thymus longicaulis, blühend
Thymus longicaulis, blühend
Thymus serpyllum und Thymus pulegioides
Thymus x citriodorus

1.5. Anbau im Garten

  • Der Gartenthymian ist eine gute Bienenweide, wie nebenstehende Abbildung zeigt, haben auch Wespen Freude daran. Auch die Schnecken mögen ihn erstaunlicherweise sehr.
  • Er benötigt einen gut durchlässigen Boden an warmer, sonniger Lage. Schwere Böden sollten mit Sand gelockert werden. Bei zu viel Düngung enthält er weniger Aroma und wird krankheitsanfällig. Sehr empfindlich reagiert er auf Staunässe. Deshalb eignet er sich sehr gut für Kräutermauern und Kräuterspiralen. Wenn unter die Pflanze Steine gelegt werden, bleiben die Triebe auch bei Regen frei von Erdanhaftungen.
  • Die Aussaat der Samen erfolgt ab März im Warmen oder Mitte August bis Mitte September direkt ins Freiland, in feine Erde. Die Samen werden nur angedrückt (Lichtkeimer). Es muss darauf geachtet werden, dass Beikräuter nicht überhand nehmen.
  • Einfacher ist es, im Sommer aus älteren Pflanzen Stecklinge oder Absenker zu machen. Kräftige Jungpflanzen werden im Abstand von 25 x 20 cm ausgepflanzt, die Wurzelballen werden mit 1 cm Erde bedeckt und leicht angedrückt. Eine Bewässerung ist nur direkt nach der Anpflanzung nötig. Man kann gut jedes Jahr einige Pflanzen heranziehen, denn ältere Pflanzen verholzen oft und verlieren dabei an Aroma. Im Winter können einzelne Pflanzen auch absterben.

1.6. Ernte

  • Man erntet das blühende Kraut bei Blühbeginn, am besten mittags, weil dann der Gehalt an ätherischem Öl am höchsten ist. Man schneidet die Triebe etwa 10–12 cm über Boden ab und trocknet sie unzerkleinert im Schatten. Wenn man sie bei künstlicher Wärme trocknet, darf die Temperatur (wie bei allen Ätherisch-Öl-Pflanzen) 35 °C nicht übersteigen.
  • Bei ausgewachsenen Pflanzen kann ein zweiter Schnitt im August erfolgen. Zu später Schnitt im Herbst vermindert das Überwinterungsvermögen der Pflanzen. Für die Küche ist die Frühjahrsernte jedoch besser geeignet, weil das Aroma im Sommer intensiv harzig wird.
Thymus vulgaris mit Wespe
Thymus vulgaris mit Wespe
Thymus vulgaris im Sommer
Thymus vulgaris im Sommer

2. Thymian als Heilpflanze

2.1. Verwendete Pflanzenteile

Kraut resp. oberirdische Pflanzenteile (Thymi herba), bestehend aus den ganzen, von den getrockneten Stängeln abgestreiften Blättern und Blüten der Pflanze. Die im Handel erhältliche Droge stammt vom Gartenthymian (Thymus vulgaris) und vom Spanischen Thymian (Thymus zygis).

2.2. Inhaltsstoffe (Hauptwirkstoffe)

Gartenthymiankraut bzw. Spanischer Thymian (Thymi herba)

  • 1,0–2,5 % ätherisches Öl (nach Ph. Eur. mind. 1,2 %): Hauptkomponente ist Thymol (30–55 %) begleitet von Carvacrol (bis 5.5 %). Ausserdem deren biogenetische Vorstufen und weitere Monoterpene.
  • Lamiaceengerbstoffe, v.a. Rosmarinsäure (bis 4 %), Flavonoide, p-Cumarsäure, Triterpene (ca. 2 %) u.a.

Quendelkraut (Serpylli herba): Neben Thymus vulgaris kann auch Thymus serpyllum verwendet werden. Er besitzt jedoch nicht dieselben Inhaltsstoffe wie Thymus vulgaris und wurde von der HMPC noch nicht bearbeitet. Von ESCOP und Kommission E sind Monographien vorhanden.

  • 0,2–0,6 % ätherisches Öl (nach Ph. Eur. mind. 0,3 %), das in seiner Zusammensetzung stark variiert, da im gesamten Verbreitungsgebiet viele verschiedene Chemotypen existieren. Für arzneiliche Zwecke verwendet man nur phenolreiche Typen, die meist durch einen hohen Carvacrolgehalt (20–40 %) charakterisiert sind. Sie enthalten ausserdem Thymol zu 1–5 % (manchmal auch deutlich mehr) sowie die biogenetischen Vorstufen (p-Cymen und γ-Terpinen) zu je 5–15 %.
  • Lamiaceengerbstoffe, v.a. Rosmarinsäure (bis 7 %), Flavonoide, Triterpene u. a.
Thymol
Ätherisches Öl: Thymol (https://pubchem.ncbi.nlm.nih.gov)
Carvacrol
Ätherisches Öl: Carvacrol (https://pubchem.ncbi.nlm.nih.gov)

2.3. Heilwirkungen

  • bronchospasmolytisch: Thymol wirkt in höheren Konzentrationen krampflösend
  • expektorierend
  • antibakteriell und antiviral: Thymol und Carvacrol besitzen stark keimhemmende Effekte
  • analgetisch (schmerzlindernd)
  • Anregung der Speichel- und Magensaftsekretion

2.4. Anwendungsgebiete (Indikationen)

Anerkannte medizinische Anwendungen (Monografien):

  • Kommission E: Symptome der Bronchitis und des Keuchhustens, Katarrhe der oberen Luftwege
  • ESCOP-Monografie: Katarrhe der oberen Atemwege, Bronchialkatarrh, unterstützende Behandlung von Keuchhusten, Zahnfleischentzündung, Mundgeruch
  • HMPC-Monografie: Produktiver Husten bei Erkältung, ätherisches Öl als Expektorans bei erkältungsbedingtem Husten
  • WHO-Monografie: Dyspepsie und andere gastrointestinale Beschwerden, Husten bei Erkältung, Bronchitis, Keuchhusten, Rachen- und Mandelentzündung (als Gurgelmittel); topische Anwendung des Extrakts bei kleineren Wunden, Erkältung, Beschwerden der Mundhöhle, als antibakterielles Mittel bei der Mundhygiene.

Erfahrungsheilkunde:

Thymian war bereits in der griechisch-römischen Medizin bekannt. Bis zum 12. Jahrhundert wurde vermutlich nur der Quendel (Thymus serpyllum aggr.) gebraucht, später auch der Gartenthymian (Thymus vulgaris). Heute wird der Thymian traditionell bei folgenden Beschwerden eingesetzt:

  • Magen-Darm-Beschwerden: Völlegefühl und Blähungen, Appetitlosigkeit, Magenschleimhautentzündung
  • Erkrankungen der oberen Atemwege: Katarrhe, Husten, Bronchitis
  • Entzündungen im Mund- und Rachenbereich (Spülung)
  • Adjuvant bei Juckreiz, entzündlichen Hautreaktionen, rheumatischen Beschwerden, Quetschungen und Verrenkungen (Waschungen, Umschläge, Bäder oder Teilbäder)

2.5. Nebenwirkungen, Wechselwirkungen, Gegenanzeigen

  • Thymianbäder sind nicht empfehlenswert bei Hautverletzungen oder -entzündungen, Fieber, Herzschwäche oder Bluthochdruck.
  • Selten wurden Kopfschmerzen und Schwindel und sehr selten allergische Reaktionen beobachtet. Eine Kreuzallergie mit Birken-, Beifuss-, Karotten- und Selleriepollen wird kontrovers diskutiert.
  • Zur Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen keine Untersuchungen vor. Manche Fachleute erachten die Anwendung von Thymiantee unter ärztlicher Kontrolle als mit dem Stillen vereinbar.
  • Für Kinder von 4–12 Jahren werden Fertigarzneimittel empfohlen, ansonsten wird die medizinische Anwendung für Kinder unter 12 Jahren nicht empfohlen.

2.6. Anwendungen, Zubereitung, Dosierung

  • Teeaufguss (Infus): 1–2 TL (1–2 g) getrocknetes, zerkleinertes Kraut mit 1 Tasse heissem Wasser übergiessen, 5–7 min ziehen lassen. Mehrmals täglich nach Bedarf eine Tasse trinken. Für Kinder 0,5–1 g Kraut nehmen.
  • Umschläge: Mit einem 5 %-igen Aufguss (5 g Kraut pro 100 ml heisses Wasser)
  • Brustwickel bei akuter und chronischer Bronchitis: 10 % ätherisches Thymianöl, für Kinder je nach Alter 2–5 % Thymianöl in Mandel- oder Sonnenblumenöl lösen. Im Wasserbad auf Körpertemperatur bringen. Wenige ml des Öls auf einen weichen Stoff auftragen und damit einen Brust- oder auch Rundumwickel anlegen. Der Wickel kann die ganze Nacht liegen bleiben. Insbesondere bei Kindern sollte nach einer halben Stunde die Hautverträglichkeit kontrolliert werden. Nicht anwenden bei Schwangeren und Kindern unter 4 Jahren.
  • Dampfbad: Die Inhalation mit ätherischem Öl muss individuell dosiert werden. Bei Erwachsenen kann mit 5 Tr. Thymianöl im Inhalationstopf begonnen werden. Bei Kindern sollte weniger ätherisches Öl verwendet und ein Carvacrol-reiches resp. Thymol-armes Öl gewählt werden. Oft ist ein Dampfbad mit dem zerkleinerten Quendelkraut besser geeignet.
  • Thymianbad: 100 g Thymiankraut mit 2 lt kochendem Wasser übergiessen, 10 min bedeckt ziehen lassen, abgiessen und dem Badewasser zugeben. Als Erkältungsbad und bei rheumatischen Erkrankungen: 10–15 min bei 37–38 °C baden, danach Bettruhe einhalten.
  • Thymiantinktur: 10 g Thymian mit 90 ml Alkohol (45%) übergiessen, 2 Wochen stehen lassen und dann abfiltrieren. Anwendung als Gurgelmittel bei Mundschleimhauterkrankungen und Mundgeruch (1 EL Tinktur auf ½ Glas Wasser). Auch als durchblutungsförderndes Einreibemittel bei rheumatischen Erkrankungen und Nervenschmerzen geeignet.

3. Chemische Untersuchungen, Nachweismethoden

3.1. Inhaltsstoffanalyse von Thymian-Arten

Pflanzenherkunft und -extraktion

  • Es wurden folgende Thymianarten aus dem Heilkräutergarten Herborama untersucht (Erntedatum jeweils Mai/Juni, Ausn. Th. pulegioides: September): Thymus vulgaris, Thymus pulegioides, Thymus serpyllum, Thymus × citriodorus, Thymus vulgaris 'Faustini', Thymus x citriodorus 'Silver Queen', Thymus x citriodorus 'Lady D'.
  • Für die Extraktion wurde je ein Gramm getrocknetes Thymiankraut (mit möglichst wenig Stängelmaterial) mit jeweils 10 ml Dichlormethan versetzt. Die Proben wurden im Mörser zerkleinert.
  • Die Extraktion der gemörserten Thymiankräuter wurde mit einem Ultraschallprozessor UP50H während 30 Sekunden durchgeführt (Cycle 1, Amplitude 60 %).

Dünnschichtchromatografie (DC) des Dichlomethanextrakts

  • Analyse: Die Analysen wurde mit DC-Platten Silica gel 60 F254 durchgeführt. Als Laufmittel diente Dichlormethan. Die Laufstrecke betrug ca. 8 cm. Von den Dichlormethanextrakten wurden je 60 μl aufgetragen. Als Referenzsubstanzen dienten Thymol (40 mg in 5 ml Toluol) und Carvacrol (80 mg in 5 ml Toluol), Auftragsmenge 20 μl bzw. 10 μl.
  • Auswertung: Die getrockneten DC-Platten wurde bei UV254 ausgewertet und anschliessend mit 20 %-iger ethanolischer Molybdatophosphorsäure-Lösung besprüht. Die DC-Platten wurden auf einer Heizplatte erwärmt bis die Ätherischöl-Banden gut sichtbar wurden. Die Abbildung rechts zeigt folgende Befunde:
  • Th. vulgaris enthält Thymol, aber kein nachweisbares Carvacrol.
  • Th. pulegioides enthält Carvacrol, aber kein nachweisbare Thymol.
  • Th. x citriodorus 'Lady D' sowie Th. vulgaris 'Faustini' enthalten ev. sehr wenig Thymol, aber kein nachweisbares Carvacrol.
  • Th. serpyllum, Thymus x citriodorus 'Silver Queen' und Thymus × citriodorus enthalten kein nachweisbares Thymol oder Carvcrol.
  • Th. serpyllum, Thymus × citriodorus, Th. citriodorus 'Lady D' und Thymus x citriodorus 'Silver Queen' weisen zwei vergleichbare Banden auf: Rf-Werte 0.25 und 0.54.
  • Th. vulgaris 'Faustini' weist bei Rf-Wert 0.42 eine Bande auf, die auch bei Th.serpyllum und ganz schwach auch bei Th. x citriodorus nachweisbar ist.

Die Befunde deuten darauf hin, dass es sich bei den Zuchtformen 'Silver Queen', 'Faustini' und 'Lady D' wie beim Zitronenthymian um eine Kreuzung zwischen Th. serpyllum und Th. vulgaris handelt (vgl. Kap. 1.4). Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass es von allen untersuchten Thymianarten verschiedene Chemotypen gibt. So gibt es z. B. Th. pulegioides-Chemotypen mit einem höheren Gehalt an Carvacrol oder an Thymol.

DC Thymian-Extrakte, nach Besprühung
DC der Thymian-Extrakte (1. Serie), nach Besprühen mit Molybdatophosphorsäure-Reagenz
DC Thymian-Extrakte, nach Besprühung
DC der Thymian-Extrakte (2. Serie), nach Besprühen mit Molybdatophosphorsäure-Reagenz
DC der Thymian-Extrakte unter UV254-Licht
DC der Thymian-Extrakte (1. Serie), bei Betrachtung im UV254-Licht, ohne Besprühung
DC der Thymian-Extrakte unter UV254-Licht
DC der Thymian-Extrakte (2. Serie), bei Betrachtung im UV254-Licht, ohne Besprühung

4. Geschichten, Wissenswertes

4.1. Wie der Thymian zu seinen Namen kam

  • Bereits die alten Ägypter benutzten den Thymian zum Einbalsamieren ihrer Toten. Die Pflanze nannte sich tham, woraus später das griechische Wort thymos (Lebenskraft) wurde. In der griechischen Philosophie wurde damit die leiblich bedingte und darum sterbliche Gemütsanlage des Menschen bezeichnet. Dem Gemüt liegt auch das Wort Mut zugrunde, was auf die kräftigende Wirkung des Thymians hindeutet. Römische Soldaten sollen sich deshalb in Thymianwasser gebadet haben.
  • Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes thymos ist allerdings umstritten. Es besteht auch eine etymologische Verbindung zum urindogermanischen Wort für "Qualm". So wird dem Wort thymos auch die Bedeutung Rauch zugeschrieben. Denn früher wurden die stark riechenden Thymianbüschel geräuchert, um den Göttern ein Opfer zu bringen.

4.2. Geschichte

  • Quendel war bei den Germanen der Göttin Freya geweiht. Nach der Christianisierung wurde er ein Marienkraut. Er gehörte neben anderen Kräutern zum "Marien Bettstroh". Als Frauenkaut wurde er auch bei Menstruationsbeschwerden eingesetzt.
  • Der Thymian gelangte erst im 10. Jh. als Gartenpflanze nach Mitteleuropa. Vermutlich brachten ihn Benediktinermönche über die Alpen und kultivierten ihn in Klostergärten. Die ersten Belegstellen findet man in der "Physika" der Äbtissin Hildegard von Bingen und bei Albertus Magnus. Sie pries den Thymian bei Atemnot, Asthma und Keuchhusten. Ab dem 11. Jh. ist er in den meisten Heilpflanzenbüchern aufgeführt.

4.3. Thymian in der Küche

  • Thymian wird nicht nur im Mittelmeerraum als Würzkraut sehr geschätzt. Sein würziges, leicht herbes und etwas scharfes Aroma harmoniert mit vielen Speisen. Es entwickelt sich besonders gut, wenn Thymianzweige einige Zeit mitgekocht und vor dem Anrichten entfernen werden.
  • Thymian wird vor allem zu fettem Fleisch und zu Wurstgerichten beigefügt, denn er macht schwere und fette Speisen etwas verdaulicher. Er passt aber auch zu vielen anderen Gerichten wie Suppen, Tomatensaucen, Eintöpfe, Pizzen, Kartoffel- und Reisgerichten sowie zu mediterranem Gemüse.
  • Thymian ist Bestandteil des "Bouquet garni", einem Kräuterbüschel, das man in Frankreich Suppen und Eintöpfen zusetzt. Er ist auch in den bekannten "Herbes de Provence" enthalten, meist zusammen mit Majoran, Oregano, Rosmarin, Bohnenkraut und Lavendel.
  • Mit Thymianzweigen kann Wein, Likör, Essig und Öl aromatisiert werden.
  • Insbesondere Zitronenthymian eignet sich auch für süsse Zubereitungen wie Konfitüren, Gelees, Desserts, Sirup und Kräuterdrinks.
  • Thymian lässt sich sehr gut trocknen, dabei wird das Aroma noch intensiver. Frische Thymianblätter schmecken etwas milder, frischer und weniger herb.

4.4. Wissenswertes

  • Konservierungsmittel: Thymol zählt zu den am stärksten antibakteriell und antiviral wirksamen Einzelkomponenten ätherischer Öle. Früher wurde er deshalb zur Konservierung des Urins bei Harnuntersuchungen verwendet.
  • Das Odol der Wiese: Thymol wird auch für Zahnpastas empfohlen. Als antibakterielles und desodorierendes Gurgelmittel lindert er Entzündungen im Mund- und Rachenraum und beseitigt unangenehme Gerüche.
  • Das Antibiotikum der armen Leute: Mit dem folgenden Spruch wird in der Volksmedizin die antibiotische Wirkung des Thymians gerühmt: "Die nächste Grippe kommt bestimmt, doch nicht zu dem, der Thymian nimmt."